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2007-07-12

Unter mörderischen Bedingungen arbeiten

Eine rosarote Leidensgeschichte

Ein Online-Journalist und Netzbewohner ohne "online", der ist einfach nur aufgeschmissen und am Ende. Er betet sein Modem an, er geht die Wände hoch, er rauft sich Haare, er wählt sich die Finger wund - und doch, gegen die Willkür und Allmacht seines Providers ist er machtlos. So auch in meinem Fall.

Aufgrund mehrer Störungen und flapsiger Antworten beschließe ich Ende April den Provider zu wechseln - quasi back to the roots, back to the Telekom. V-DSL soll es sein, schön im Business-Paket. Schlanke 50 Mbit/s klingen auch zu verlockend. Doch den Plan habe ich ohne die Telekom gemacht. Ende Mai geschlossen wird der Vertrag innerhalb weniger Tage bestätigt. Der ISDN-Anschluss kommt schneller als erwartet - ganze zwei Stunden vor dem aversierten Termin (Ist das nicht sonst andersherum?). Das Gefühl ist gut und ich bin froh. Noch liegt auch die alte Leitung und alles erscheint rosarot-glänzend schön. Nun kommt der nächste Schritt. V-DSl soll aufgeschalten werden.

Die Technik hole ich mir Potsdamer Platz ab und bekomme auch direkt den Installationstermin: 30.05.2007 zwischen 8 und 12 Uhr. Klingt verdammt gut und ich freu mir ein ... naja, Schluss mit lustig, denn am rosa Himmel ziehen dunkle Wolken auf. Der Telekom steht ein Streik ins Haus. Ich beneide keine von beiden Seiten und kann beide Standpunkte gut verstehen. Wirklich leid tun mir die verbliebenen Mitarbeiter in den Call-Centern, denn diese bekommen die gesamte Breitseite der Wut - auch meine - zu spüren. Aber langsam, schön der Reihe nach.

Der Termin verstreicht und kein V-DSl kommt. Schade. Ein Anruf erklärt, die Technik sei vom Streik betroffen, ich bekäme einen neuen Termin per Post - noch verständlich. Ein zweiter Anruf revidiert und nun heißt es, die Aufträge werden nach und nach ausgeführt, maximal zwei bis drei Tage müsse ich warten. Nun gut, noch liegt die alte Leitung, also ist Business as usual angesagt. Donnerstag, Freitag und das Wochende verstreichen, der Montag auch. Damit ist die angekündigte Frist vorüber und ich erkundige mich freundlich, ob noch Hoffnung bestehe. Jaja versichert man mir. Noch ist es Montagabend und ich hoffe auf Dienstag.

Am nächsten Morgen kommt die Ernüchterung: Der alte Provider hat die Leitung gekappt, die Telekom-Leitung ist noch immer fern. Dann - ein Anruf, ein Hoffnungsschimmer: Der Techniker sei unterwegs und bald am DSLAM um die Aufschaltung vorzunehmen. Puhh... gerade noch rechtzeitig. Mein Wahnsinn kann verhindert werden, ich muss nicht in die Klappse. Über die liegengebliebene Arbeit red ich nicht, über den finanziellen Verlust erst recht nicht, ist ja noch alles gut gegangen. Dann: Techniker vor Ort, Modem synchron, aber: Verbindung kann nicht aufgebaut werden. Der Techniker fragt, ob er nicht doch vorbeikommen soll - für nur schlappe 70 Euronen. Ich verneine und fühle mich als Netzbewohner der ersten (oder knapp zweiten) Stunde doch wahrlich auf den Schlips getreten. Pah, Router konfigurieren, hab ich doch schon hunderte Male gemacht. Der Techniker misst erneut und gut eine Stunde später teilt er mir mit, dass ein Fehler im D-Flex-System vorliege und deshalb meine Router nicht zum Telekomsystem verbinden könne. Tolle Wurst!

Hier endet dann also die Begründung Streik und es wird klar: Da gibt's nen Fehler beim rosa (oder magenta) Riesen Gut eine Woche lang gehen dutzende Gespräche über die ISDN-Leitung zu den diversen Hotlines, Pressestellen und Sachbearbeitern. Ergebnis: Ich bekomme für den Übergang eine A-DSL-Leitung, sogar ohne Berechnung (der Leitung, die T-Home-Gebühren fallen trotzdem an, alle(!), nicht nur die für die Flat). Geil, endlich kann ich wieder arbeiten. Nochmals weit über eine Woche später steht endlich die Leitung (Ja ... man muss erst den V-DSL von der Leitung nehmen und dann den A-DSL aufschalten, gleichzeitig beide Signale kann kein Splitter verkraften ...). ICH KANN WIEDER ARBEITEN! Freude!

Doch die Freude hält nicht lang. Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich seit über zwei Wochen regelmäßige Verbindungsabrüche (Das gesamte A-DSL weg) und freue mich über stundenlange Verbindungsversuche. Und nach Murphy ist eines klar. Bei jedem Anruf bei der Störungstelle steht die Leitung seit genau drei Sekunden wieder - Eine Farce ist das! Jedes Mal erklären, ja, die Konfiguration ist richtig und so weiter und so fort. Wobei jedes Mal übertrieben ist. Schließlich kommen nur rund 50 Prozent meiner Anrufe auch wirklich durch. Der Rest endet automatisch beendet, oder weil dem Mitarbeiter meine Laune nicht passt, sehr plötzlich bei Gesprächsbeginn. Achso, und seit gut einer Woche liegt die Bandbreite mit einem Downstream von unter 100 kBit/s, teilweise unter 40 kBit/s brach. Beim alten Anbieter konnte ich in 1,5 MBit/s (Down) und 1 Mbit/s (Up) schwelgen. Man sagt nicht umsonst: "Never change a running system" - doch rannte das alte System noch? Weiß nicht, auf jeden Fall hatten die weniger Störungen. ICH WILL EINEN ANBIETER, DER KEINE (oder nur ganz, ganz wenige) STÖRUNGEN HAT! Ist das zuviel verlangt?

Heute ist Donnerstag der 12. Juli 2007 und die V-DSL-Leitung liegt noch immer nicht. Noch immer weiß ich nicht, wann der Fehler im D-Flex-System behoben sein wird, geschweige denn, wann die Umschaltung stattfinden wird. Hinzu kommt eine A-DSL-Leitung, die kontinuierliches Arbeiten fast unmöglich macht. Wie erklärt man das seinen Auftraggebern? Wie kann man den Schlaf, der durch die verlängerte Arbeitszeit verloren gegangen ist, wieder aufholen? Wie kann man die entstandene Lücke auf dem Konto wieder schließen? Fragen über Fragen und (noch) keine Antworten. Ach was, ich habs! Ich rufe bei der Telekom-Hotline an. Die können mir sicher weiterhelfen und mehr sagen ;-)

Ich erreiche sogar jemanden. Sie beschreibt sich nach einigen Minuten als die blondeste Blondine der Welt mit roten Haaren und lässt sich erklären, warum es egal ist, ob auf einem Rechner die T-Online-Software installiert ist oder nicht, wenn er hinter einem Router hängt. Spontan bietet sie mir an, bei mir ein kostenloses Praktikum zu absolvieren - Nicht schlecht ... Hehe ... Scherz beseite. Sekunden später teilt sie mir mit, dass meine letzten drei Beschwerden über fehlende Netzanbindung zwar aufgenommen, aber nicht weitergeleitet wurden. WTF!!! Und das, obwohl sie nur die Beschwerden der letzten 72 Stunden sehen konnte. Der Rest wird automatisch gelöscht - sehr effektives System - Respekt!

Nun verbleibe ich völlig ratlos und enttäuscht. Eigentlich sollte ich mir lieber ein Sonderkündigungsrecht nehmen und den Spuk beenden. Doch wen als Alternative wählen? Alice? Da hört man auch ständig von Problemen. Versatel? Dito.

Das soll es damit soweit gewesen sein. Der Frust ist von der Seele geschrieben und ich verdünnisier mich in mein Bett - mit stabiler Traumstandleitung.

Ganz ohne Hoffnung und frustriert
der radiofuzzie

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